Praxis und Technik der Videoastronomie- Was man so machen muß, um Astrovideos aufzunehmen und wie man sie auswertet -[ Digitalisierung | Überlagern | Filtern | Kontrastieren ] [ Andere Websites zum Thema | Copyright und Disclaimer ] |
Aufbau der Hardware |
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Das Fernrohr | Als Fernrohr für die
Videoastronomie
kann man genau das Gerät einsetzen, was man für die visuelle
Beobachtung benutzt. Weil Video auch zeitliche Veränderungen
registriert
und nicht wie bei Langzeitbelichtungen verschmiert, ist der
Schärfeeindruck
beim laufenden Video und beim Endresultat mit dem visuellen Eindruck
identisch.
Auch hier gilt - je größer das Fernrohr, desto mehr sieht
man.
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Kameras mit
Festobjektiv |
Zumeist ist eine Videokamera,
die man ohnehin
hat und für die Astronomie einsetzen will, mit einem Festobjektiv
ausgestattet. das macht es schwierig, so eine kamera an das Fernrohr zu
halten. Der beste Weg ist, ein recht langbrennweitiges Okular mit
größerem
Augenabstand, etwa ein Plössl zu verwenden und die Videokamera
direkt
an das Okular zu halten, um die entgültige Vergrößerung
mit dem Zoom der Kamera einzustellen. Günstigerweise kann man
vorher
das Okular visuell scharfstellen - damit ist es auch für die
Videokamera
scharf. Bitte Kamera manuell fokussieren, indem man den Autofokus
ausschaltet.
Wichtig: Brillenträger sollten beim Scharfstellen die Brille auflassen, damit das Okular tatsächlich ein paralleles Strahlenbündel liefert. Besondere Probleme haben hier Weitsichtige, da sie leicht über "Unendlich" hinaus fokussieren, während Kurzsichtige eher zu nah fokussieren, was die Kamera ausgleichen kann. Wenn man die Kamera von Hand einfach hinter das Okular hält, dann wackelt je nach Gesamtvergrößerung das Bild aufgrund der natürlichen Körperbewegungen hin und her. Interessanterweise betrifft das weniger das Objekt (Planet, Sonnenfleck etc.), sondern mehr den Rand des Okulars, so daß es zu Vignettierungen kommt. Das Auswerteprogramm GIOTTO kann Vignettierte Bilder aber aussortieren, indem man beim Überlagern die Verzerrungsprüfung einschaltet (Ab Verhältnis 80/20). Die eigentliche Vergrößerung ändert sich aber nicht, weder durch Wackeln in Querrichtung noch durch die Abstandsänderung. Das wirkt sich nur auf die Häuffigkeit der Vignettierungen aus. Hinweis: Wesentlich besser
ist es, eine
einfach
Halterung an das Fernrohr zu basteln und die Kamera mit einer
Stativschraube
fest und wackelfrei hinter das Okular zu montieren.
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Geeignete
Okulare |
Die
Auswahl der Okulare
wird durch die Vergrößerung bestimmt, die man erreichen
möchte,
ist aber in der Regel unkritisch, da das in die Kamera eingebaute
Zoomobjektiv
die Vergrößerung nachregelt. Wichtig ist, daß das
Okular
einen großen Augenabstand bietet, am besten geeignet sind
Okulare,
die auch für Brillenträger gut sind.
Den Vergrößerungsfaktor muß man dabei experimentell bestimmen, zum Beispiel durch Ausmessen eines Planetenscheibchens (man kennt ja den Durchmesser am Aufnahmetag ...) Hier ist insbesondere das Zoom der Kamera ein unbekannter Faktor. Je nach Bauart gibt es hier mehr oder weniger grobe Hinweise auf die Brennweite. Eine exakte Berechnung ist kaum möglich. Hinweis: Einfachere Kameras bieten zwar einen enormen Zoombereich, aber die Korrektur dieser Zooms ist eher mittelmäßig. Das Okular sollte also den Hauptteil der Vergrößerung vornehmen. Wichtig: Wenn man aus der freien
Hand durch
ein Okular aufnimmt, muß man ein Okular mit konstantem Bildwinkel
währen, das sind insbesondere die einfacheren Okulare mit wenig
Linsen
wie z.B. Plössl. Okulare mit vielen Linsen wie die modernen
Weitwinkeltypen
haben aber aufgrund der Korrektion der anderen Bildfehler eine sich
über
den Einblick ändernde Vergrößerung, so daß sich
die
schwankenden Bilder nur unsauber überlagern lassen.
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Kameras ohne
Objektiv |
Kameras ohne Objektiv sind
ideal für
die Videoastronomie, da das alleine von der Fernrohroptik entworfene
Bild
direkt auf den Sensor fällt und dort ausgelesen wird. Diese
Kameras
gibt es in den verschiedensten Bauarten, als Kameramodule, als
Industriekameras
und als Camcorder, die ein abnehmbares Objektiv haben (zur Zeit nur der
Canon XL-1). Obwohl der Chip sehr klein ist, muß man, um
hinreichend
hohe Vergrößerungen zu erreichen, entweder mit
Okularprojektion
(dubiose Bildqualität) oder besser mit Barlowlinse oder
Telekonverter
(beste Bildqualität) vor der Kamera arbeiten.
Diese Art von Kameras bekommt man recht einfach an Fernrohr: Für C-Mount und die XL-1 gibt es fertige Adapter auf ein Kamerabajonett, das wiederum mit einem T-Ring andockt, den man für die normale Astrofotografie bekommt. Das ist hinreichend fest und wackelfrei. Kameramodule zu montieren ist schwieriger, hier empfiehlt sich der Bau einer Steckhülse, in die das Modul gleich mit eingebaut wird. Praktisch ist hier, den Fokus so zu wählen, daß er mit der Fokusebene eines oft gebrauchten Okulars übereinstimmt. Webcams kann man so auseinanderbauen, daß sie kein Objektiv mehr haben. Das läßt sich wie bei den Kameramodulen herausschrauben. Bis auf die Ausnahme des XL-1 haben die objektivlosen Kameras auch keinen Sucher oder Monitor, wo man das Bild betrachten könnte. Wenn man so eine Kamera benutzt, dann muß man für einen exterenen Monitor sorgen. Das kann beim Arbeiten auf dem freien Feld schon probleme machen. Bei Webcams kann hier das Display eines Laptop helfen. Hinweis: Eine sehr simple Lösung ist, eine
leere Filmdose
für Kleinbild als Hülse zu zweckentfremden. Sie passt
ungefähr
in einen 1,25 Zoll-Auszug, hat allerdings wegen ihrer konischen Form
keinen
definierten Anschlag, was die Fokussierung etwas mühsam macht.
Aber
es ist eine unschlagbar billige Lösung.
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Ausrichtung
auf den Pol |
Videoastronomie ist eine (wenn
auch extreme)
Form der Astrofotografie, und da heist es ja: genau auf den Pol
ausrichten.
Wegen der sehr kurzen Belichtungszeit von nur 40 Millisekunden ist die
genaue Ausrichtung wenig bedeutend. Selbst bei sehr starken
Abweichungen
von der Erdachse wird die Abbildungsqualität in keiner Weise
beeinflusst.
Nur man muß dann entsprechend oft nachführen, was bei den
sehr
kleinen Bildfeldern schon sehr lästig werden kann.
Interessanterweise funktioniert Videoastronomie auch an von Hand in beiden Achsen nachgeführten Dobsons. Empfehlenswert ist hier der Gebrauch eines Weitwinkelokulars, damit ein objekt einige Zeit im Blickfeld bleibt. das Okular muß allerdings sehr gut auch auf die Quervergrößerung korrigiert sein, da sonst das Objekt beim Vorrüberziehen die Größe ändert. Hinweis: Empfehlenswert ist, zumindest nach
Augenmaß
einigermaßen gut auf den Pol auszurichten und diese Ausrichtung
mit
der Scheinermethode noch zu verbessern. Absolute Perfektion ist aber
nicht
notwendig.
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Objekte
auffinden |
Mond und Sonne sind einfach zu
finden,
es geschieht sozusagen aus der Hand. das ist bei den winzigen
Planetenscheibchen
anders, denn hier muß die Vergrößerung sehr hoch
getrieben
werden, damit das Planetenscheibchen einigermaßen groß auf
dem Video erscheint. Das bedeutet aber auch, daß das vom Sensor
überblickte
Gesichtsfeld nur wenige Bogenminuten groß ist. Damit wird es
außerordentlich
schwierig, den Planeten zu finden, vor allem bei unterdimensionierten
Montierungen
und Stativen, wie sie im Billigfernrohrbau üblich sind. Es gibt
aber
trotzdem einige Maßnahmen, wie man auch billiger Astrohardware
den
gewünschten Planeten auf den Chip bringt:
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Nachführung | Hier gilt das gleiche wie bei der Polausrichtung - schon ein ganz simpler Nachführmotor reicht aus. Nur Handnachführung, das funktioniert nicht, da hier der winzige Planet doch zu schnell mal aus dem ebenso winzigen Gesichtsfeld verschwinden kann. Ausnahme ist hier der Dobson mit Weitwinkelobjektiv. | ||||||||||||||||||||
Umwelt-
bedingungen |
Videotechnik ist moderne
Mikroelektronik,
aber nicht fürs anspruchsvolle Militär sondern von der
preiswertesten
Klasse für den Konsumenten. Das bedeutet, die Umweltbedingungen
spielen
schon eine Rolle, damit das Videoequipment auch beim nächsten Mal
funktioniert:
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Geräte-
konfigurationen |
In der Praxis haben sich
folgende Gerätekombinationen
im mobilen Einsatz, also ohne Steckdose bewährt:
Ortsfest, also wenn es Netzstrom
gibt und
der Transport von großen Geräten kein Problem macht, kann
man
auch mit diesen Gerätenkombinationen arbeiten:
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Aufnahme von AstrovideosWenn man nicht gerade exotische Arbeitsweisen, wie etwa dem sofortigen Genuß des Videobildes (bis zum Abschalten) oder dem Abzeichnen / Durchpausen von Hand direkt vom Fernseher anwendet, muß man den Bilderstrom aufzeichen. Dafür gibt es zwei Methoden. |
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Band-
aufzeichnung |
Man kann einen Videostrom auf
Band aufnehmen.
Das geschieht mit einem Videorecorder, der entweder
netzstromabhängig
(und damit nicht mobil) ist, einem mobilen Recorder (etwa dem
Videowalkman
von SONY oder einem freigeschalteten D8-Camcorder) oder dem Bandteil
eines
Camcorders. Die dabei abspeicherbare Bildqualität ist
abhängig
vom benutzten Videoformat, aber in der Regel geht Information verloren.
Vorteil der Bandaufzeichnung ist die Mobilität (bei akku- bzw. batteriegetrieben Geräten), die Länge der aufzeichnung, da Bänder eine extrem hohe Datenkapazität haben und die Lückenlosigkeit der Aufzeichnung, denn alle Bandsysteme sind schnell genug, alle einkommenden Bilder auch festzuhalten. Ein besonderer Vorteil ist die Archivierung und die zeitliche Trennung von Aufnahme und Auswertung. Nachteil der Bandaufzeichnung
ist der Informationsverlust
durch die Beschneidung des Signals, die aber prinzipbedingt notwendig
ist
und das durch die Bandaufzeichnung zugeführte Rauschen. Bei
Farbaufnahmen
kommt noch eine Farbverfälschung hinzu. Diese Verluste werden mit
der Reihe VHS, S-VHS (Hi8), Digital (D8 bzw. DV) geringer und sind bei
digitalen Formaten schon sehr klein.
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Direkte
Aufzeichnung |
Verlustlos ist dagegen die
Aufzeichnung
durch Direktdigitalisierung: Hier wird das Videosignal in einen
Framegrabber
eingespeist, der direkt ein Maximum an Bildinformation aus dem Signal
herausfischt
und in ein digitales Bild verwandelt. Die absolute Topqualität
kann
mit einem Dreikanalframegrabber und einer Kamera mit RGB-Ausgang
erreicht
werden. Aber wenn man einen Framegrabber mit S-Videoeingang benutzt, so
kommt es durch die Demodulation des Farbträgersignals doch zu,
wenn
auch
sehr geringfügigen Verlusten. Nachteil ist, daß zur
Direktdigitalisierung
ein meist nicht mobiler PC gebraucht wird. Zudem ist die Datenrate so
hoch,
daß keine Festplatte zur Zeit alle Daten unkomprimiert (und damit
verlustlos) packen kann und deshalb Bilder ausgelassen werden
müssen.
Webcams sind insofern mit der
Direktdigitalisierung
vergleichbar, als daß sie auch ihren Bilderstrom direkt an einen
Computer liefern. Nur sie haben sehr geringe Auflösung
(Preisgründe)
und liefern ihre Bilder häufig in einem verlustbehafteten
gepackten
Format (M-JPEG, JPEG, MPEG1 etc), so daß der
Qualitätsvorteil
der Direktdigitalisierung verloren geht. Hier ist der Vorteil der
unschlagbar
geringe Preis von Webcams, die wenn an einem Laptop betrieben sogar
mobil
eingesetzt werden können.
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Aufnahmezeiten | Man kann pro Sekunde 25
Vollbilder mit
Video erzeugen, in einer Minute entstehen also 1500 Bilder, in 10
Minuten 15000. Das ist schon sehr viel. Bei der Aufzeichnung auf
Videoband
bestimmt lediglich die verfügbare Bandlänge über die
Anzahlen
der Bilder. Für die normale Planetenastronomie braucht man bei
sehr
hellen Objekten wie Sonne und mond etwa 256 Bilder, bei hochstehenden
Planeten
1000 Bilder und bei seeinggeplagten tiefstehenden Planeten 2000 oder
auch
mal 4000 Bilder, aber nicht mehr. Mit maximal 3 Minuten
Bandaufzeichnung
ist man dabei, wenn Planetenastronomie betreibt, man kann aber noch
viel
kürzer aufnehmen.
Kritisch werden die Aufnahmezeiten bei der Direktdigitalisierung: Hier kommt es entweder auf die Festplattenkapatzität an, wenn man bereit ist, nur alle paar Bilder eins aufzuzeichnen oder die Speichergröße des Computers, wenn man jedes Bild nutzen will. Ein Bild in Frabe und normaler PAL-Auflösung hat etwa 1,4 MByte Größe. 1000 Bilder wären da schon 1,4 GByte. Wichtig: Videosequenzen liefern
zwar in
kurzer Zeit eine Menge Bilder, aber etliche Sekunden dauerts trotzdem,
bis richtig große Mengen an Bildern zustande gekommen sind, die
man
für die Auswertung der Bilder braucht. Also sollte man sich doch
für
mehr als einen Augenblick mit der sinnlosen Hinundher-Zoomerei und
Rumschalterei
an der Kamera zurückhalten und nur ganz ruhig eben eine ganze
Minute
oder sogar zwei draufhalten und die Kamera einfach nur laufen lassen.
Videos
mit ständig wechselnder Farbtemperatur, Vergrößerung,
schärfe
und Belichtung sind nicht auswertbar, weil es einfach an genügend
vergleichbaren Bilder fehlt.
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Videoformate | Es gibt folgende Videoformate, die im Hardwareteil
von videoastronomy.org noch wesentlich genauer beprochen werden:
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Auswertung von AstrovideosDie Aufnahme von Astrovideos ist das eine, aber dann kommt der zweite Schritt. Gut, wenn man zufrieden ist, sich seine Astrovideos auf dem Fernseher anzuschauen und zu genießen (im besten Fall sie vom Fernseher abzuzeichnen), dann kann man sich die Auswertung sparen, aber das eigentliche Ziel ist es, Einzelbilder von maximaler Qualität zu produzieren, aus denen dann ein astronomischer Erkenntnisgewinn gezogen werden kann. Dazu muß der kontinuierliche Bilderstrom, aus dem ein Video besteht, in eine Serie von Einzelbildern zerlegt werden, die dann einzeln als Standbilder behandelt werden. Aus einer Menge von einzelnen Standbildern wird dann ein hochwertiges Endresultat errechnet. |
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Bildformate | Unter Bildformaten versteht man
zunächst
die Art und Weise, wie Bilder in digitalisierter Form im Rechner
abgespeichert
werden. da gibt es einen faktisch heillosen Wildwuchs an verschiedenen
Formaten, üblich sind aber wenige für astronomische Zwecke
geeignet
noch weniger:
Neben dem bei der Abspeicherung
von Einzelbildern
benutzen Bildformat ist auch das Aufnahmeverfahren wichtig. Es gibt
tatsächlich
sichtbare Unterschiede, auch im Endergebnis zwischen analogen und
digitalen
Astrovideos.
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Digitalisierung | Videoströme, die direkt
von der Kamera
kommen, benutzen zwei vollkommen verschiedene Übertragungsweisen:
Wichtig ist, daß man
versucht, den
von den jeweiligen Standards gesetzten Dynamikumfang voll auszunutzen.
Das Objekt sollte also so hell wie möglich sein, aber auch nicht
die
Kamera überbelichten. Wenn bei Planetenaufnahmen der Planet dann
zu
klein erschein, muß man experimentell einen Kompromiß
finden.
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Überlagern
vieler Bilder |
Wenn
man sich
ein eizelnes gegrabbtes Videobild anschaut, so ist die
Bildqualität
dürftig. Einzelne Bilder sind flau, kontrastram und stark
verrauscht,
dazu kommt, daß ein Videobild aus zwei ineinander verzahnten
Halbbildern
besteht. Wenn sich das Objekt während der Aufnahme bewegt hat, so
entsteht hier eine Art "Lattenzaun"-Effekt dadurch daß die beiden
Halbbilder gegeneinander verschoben sind. Als weiterer Störfaktor
kommt bei analogen Videoaufnahmen dazu, daß durch einen
Fehlabgleich
der Schwarzschulter ein Untergrund hinzukommt.
Ein einzelnes Videobild ist praktisch nicht sinnvoll weiter verarbeitbar, da alle Bildverarbeitungsalgorithmen empfindlich vor allem auf das Rauschen reagieren. Die Lösung ist das Überlagern von vielen Einzelbildern, wobei man jedes Halbbild für sich betrachtet und alle Bilder auf eine Koordinate rezentriert, so daß keine Bewegungsunschärfe entstehen kann. Hinweis: Angenehmer Nebeneffekt der Rezentrierung
ist, daß
die Polausrichtung und die Nachführgenauigkeit nicht hoch sein
müssen
und daß auch eher unterdimensionierte Fernrohrmechanik benutzt
werden
kann.
Überlagert man viele Bilder, so reduziert sich das Rauschen mit der Wurzel aus der Anzahl der aufaddierten Bilder. Ein Beispiel: Mittelt man 100 Bilder, so wird der Signal-Rauschabstand um den Faktor 10 (gleich Wurzel aus 100) besser. Bei gut durchbelichteten Videoaufnahmen, also solchen, die den Dynamikbereich der Kamera zum guten Teil auch ausnutzen, reichen 256 Videobilder zum Mitteln aus, um ein sehr rauscharmes Bild zur Weiterverarbeitung zu bekommen. Wichtig ist hier, die nicht
brauchbaren
Bilder auszusortieren, sei es durch Ansehen von Hand, sei es durch
automatische
Bewertungsalgorithmen, wie sie GIOTTO anbietet. Unbrauchbar sind
folgende
Bilder:
GIOTTO läßt zur
Bewertung zwei
Parameter zu: Die Schärfe eines Bildes, die zusammen mit dem
Rauschanteil
geprüft wird und die Verzerrung des Bildes, die auch eine
Vignettierung
prüft. Man kann den Einfluß auf das Endresultat prozentual
gewichten,
z.B. 80% Schärfe 20% Verzerrung/Vignettierung.
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Maskieren
und Filtern |
Das
gemittelte
Bild aus einem Videostrom ist sehr rauscharm, aber auch unscharf.
Ursache
für diese Unschärfe ist die Verzerrung jedes einzelnen
Rohbildes
durch die Luftunruhe, wobei die verzerrtesten Bilder aussortiert werden
sollten. Wegen der großen Anzahl von überlagerten Bildern
ist
diese Unschärfe aber nach allen Seiten hin gleichmäßig,
so daß eine Rekonstruktion leicht möglich ist, wenn man eine
kreisförmige Verschmierung des Originals annimmt.
Wichtig: Die Annahme, daß im Mittel die Luftunruhe nach allen Seiten hin gleichmäßig wirkt, gilt nur für normales Seeing. Wenn man schon bei der Aufnahme bemerkt, daß die Luftunruhe eine Vorzugsrichtung hat, so versagt diese Methode. Man sollte bei solchen Bedingungen keine Aufnahmen machen, weil so ein gerichtetes Seeing in der Regel auch sehr stark ist. Das Scharfrechnen von Bildern erfolgt mit einem Verfahren, das auf der inversen Faltung beruht. Dabei wird eine Form angenommen, mit der die Luftunruhe und die optischen Fehler des Teleskops eine zuvor punktförmige Lichtmenge auf die Nachbarpunkte (Pixel) verteilt. Nun wird jedem dieser Nachbarpixel eine bestimmte Menge Helligkeit entnommen und wieder im Ursprung vereinigt. Weil diese Verteilungsfunktion (im Fachjargon: PointSpreadFuction PSF) in Wirklichkeit unbekannt ist, muß sie per Annahme modelliert werden. dazu bieten die diversen Bildverarbeitungsprogramme umfangreiche Funktionen an, auch GIOTTO: Mit den Einstellungen Gauss/Dreieck/Rechteck u.s.w. kann man nun eine Form dieser PSF annehmen, die dann kreisförmig zu Glocken, Zylindern oder Kegeln geformt werden. Mit dem Hochpaß alleine verschäft man ein Bild, aber auch noch das Restrauschen. Nimmt man jedoch den Bandpass, so werden die allerkleinsten Details, ohnehin nur Rauschen, wiederum weggefiltert. Mit dem Verstärkungsgrad kann die Wirkung des Filters gesteigert werden, allerdings dann drohen bei sehr ausgeprägten Kontrasten häßliche Überschwinger. Die Charakteristik bestimmt
dabei die Reaktion
des Filters auf einen Helligkeitswechsel, die kritische Dämpfung
ist
die schwächste, das quadrat die stärkste Reaktion. Der
Butterworthfilter
ist gerade noch überschwingungsfrei, aber nur bei 100%
Wirkung.
Man kann es mit der Filterung
weit treiben
- manchmal zu weit. Wichtig ist, daß man die genau passenden
Parameter
der filter für das eigene Gerät ausprobiert und dann
beibehält.
Anhand des Planeten Jupiters einige Beispiele:
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Kontrastieren | Nach dem
Scharfrechnen
muß ein Bild in der Regel noch im Kontrast angepasst werden. Nach
untenhin glit es den Untergrund abzuziehen, da der keinerlei
Bildinformation
trägt, nach oben kann man den hellsten Punkt des Bildes bis zur
dynamikgrenze
des Bildformates steigern, um den optimalen Kontrastumfang zu
erreichen.
Neben dem reinen Ausdehnen des Kontrastumfangs kann auch die Übertragungskurve verzerrt werden, indem man den Zusammenhang zwischen Helligkeitsskala beim Ausgangsbild und der Skala beim fertigen Bild nichtlinear wählt. Darüber ist es auch möglich Pixel nicht zu berücksichtigen, die entweder nur weiß (Hot Pixel) oder nur schwarz (Dead Pixel) sind. Weiter kann man auch dafür sorgen, daß gewisse Anteile am Bild als nur hell oder nur dunkel dargestellt werden, wenn z.B. überbelichtete oder unterbelichtete Bildanteile vorhanden sind. Die Kontrastierungsfunktion stellt dabei in einem Diagramm den Zusammenhang zwischen den helligkeitswerten des Ausgangsbildes und dem Zielbild dar. Hinweis: Sehr hilfreich ist es, sich das Histogramm
eines
Bildes anzusehen, man sieht sofort, welche Helligkeitswerte wie
häufig
vorkommen. damit kann die Lage des Untergrundes und eventuelle
Über-
oder Unterbelichtungen schnell festgestellt werden.
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Entzerren | Aus Systemgründen liegt ein digitales Video (DV oder D8) nicht im Format 4 zu 3 vor sondern ist im Verhältnis 15 zu 16 verzerrt. Alle Planeten scheinen also aufrecht stehende Ellipsen zu sein, ein sehr unnatürlicher Anblick. Digitale Aufnahmen müssen also noch im Verhältnis 15 zu 16 entzerrt werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aufbereiten | Für die
Veröffentlichung eines
fertig bearbeiteten Bildes ist es nötig, die Datenmenge stark zu
reduzieren.
Zum Abspeichern des Bildes im Archiv bietet sich das
absolutverlustfreie
FITS-Format an, das aber für das Internet viel zu groß
ist.
Es empfielt sich, den
informationslosen
Hintergrund rund um ein Objekt stark zu beschneiden und dann das Bild
in
ein mäßig komprimiertes JPEG zu verwandeln. Da die fertigen
Bilder nicht mehr weiter verarbeitet werden müssen, gehen die
Kompressionsartefakte
unter.
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Mehr Training
und Information |
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seinem
unter JAVA laufenden Bildverarbeitungsprojekt Astro-BV,
Weiterhin gibt es auch Arbeiten von Sirko Molau, die ganz normale Jupiteraufnahmen zu einer Rotationssequenz weiterverarbeiten. Die Video-X Page gibt
über
die aktuellsten Entwicklungen auf dem Videomarkt unabhängig
Auskunft.
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Neueste Version vom 23. Juli 2001. Diese Seite
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